Neuroinflammation und was du dagegen tun kannst
Neuroinflammation bezieht sich auf Entzündungsprozesse, die im Gehirn stattfinden. Diese Form
der Entzündung erzeugt keine Schwellungen, sondern andere Symptome, die auf eine
Entzündung des Nervensystem hinweisen können. Zu den häufigsten Symptomen gehören
Konzentrationsstörungen, geringe neuronale Ausdauer und schnelle Ermüdung, Depressionen
und Burnout sowie Vergesslichkeit. Das Gehirn kann sich genauso entzünden wie der restliche
Körper, obwohl das Gehirn sein eigenes Immunsystem besitzt. Neuroinflammtion sollte ernst
genommen werden, da es die Funktion des Nervensystems beeinträchtigen und dadurch die
Entwicklung und Lernfähigkeit einschränken kann. Entzündungen im Gehirn sind der häufigste
Grund für eine mangelnde Neuroplastizität des Gehirns. Im Alter können diverse
neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson die Folge sein. Doch auch in
jungen Jahren ist die Neuroinflammation ein Thema, da es häufig die Ursache für Depressionen ist
und nach Kopftrauamta entsteht. Auch im sportlichen Kontext kommt es zu Neuroinflammationen.
Vor allem nach Gehirnerschütterungen sind die Entzündungswerte deutlich erhöht. Wenn das
Gehirn diese nicht beseitigen kann, kommt es zu lange anhaltenden Symptomen, die sich im
Verlauf der Jahre verschlimmern können. Dabei ist die Neuroinflammation nicht grundsätzlich
etwas schlechtes, sondern ein normaler Prozess, der stetig abläuft. Problematisch ist es nur,
wenn die körpereigene Kapazität der Handhabung inflammatorischer Prozesse überschritten wird
und Entzündungsprozesse ausarten. Als akuter Prozess unterstützt die Neuroinflammation das
körpereigene Immunsystem durch das sogenannte „Krankheitsverhalten“. Auf Grund der
Interaktion zwischen dem Nervensystem und dem Immunsystem reagiert das
Zentralnervensystem mit der Ausschüttung von Zytokinen und Aktivierung von Gliazellen, was
krankheitsähnliche Symptome auslöst, die das Ziel haben den Körper vor weiteren Schäden zu
bewahren und ihn dabei zu unterstützen mögliche Infektionen zu bekämpfen. Wird dieser
schützende Mechanismus jedoch chronisch, kann es zu immer wiederkehrenden
Krankheitssymptomen kommen ohne jegliche pathogene Ursache. Einfach ausgedrückt verhält
man sich krank, ohne dass konkrete Erreger vorliegen würden.
Neuroinflammtion kann durch unkontrollierte Entzündungsprozesse ausgelöst werden, genauso
wie dies bei Gelenkentzündungen oder „Leaky Gut“ vorkommt. In der Tat sind
Entzündungsprozesse im Darm einer der häufigsten Gründe, wieso sich auch im Gehirn
Entzündungen bemerkbar machen, da der Darm über die Gehirn-Darm-Achse mit dem Gehirn
verbunden ist. Durch diverse Entzündungsprozesse kommt es zu einer Freisetzung von
Immunzellen, den Zytokinen, die die Inflammation im Gehirn auslösen. Zu diesen Immunzellen
gehören im Gehirn die Mikroglia, die als Verpackungszellen im Gehirn angesehen werden. Doch
ähnlich wie fasziales Gewebe des Bewegungsapparates haben sie mehr als nur eine
Verpackungsfunktion. Sie halten dabei nicht nur die Nervenzellen zusammen, sondern sorgen
auch für den Abtransport toter Nervenzellen und dem Beta Amyloid. Sie bilden dadurch die
Grundlage für eine gesunde Kommunikation im Nervensystem und unterstützen die Bildung von
Synapsen zwischen den Neuronen. Durch eine Aktivierung inflammatorischer Prozesse werden
auch die Mikroglia aktiv. Man spricht in diesem Fall von einem „Microglia Priming“. Dies führt
wiederum zu einer Verlangsamung der zentralnervösen Prozesse und den oben erwähnten
Symptomen. Darüber hinaus ändert sich der metabole Zustand der Nervenzellen. Es kommt zu
einer zellulären Energiekrise, da ATP nicht mehr optimal verstoffwechselt werden kann. Die
Leistungsfähigkeit des Nervensystems sinkt, was sich zum Beispiel durch eine schlechte aerobe
Ausdauer, schnelle Ermüdung der Augen oder reduzierten Reflexen bemerkbar machen kann.
Nicht selten ist die langfristige Folge eine Entwicklung von Depressionen. In diesem Fall sind
Depressionen selten oder kaum mit Psychopharmaka zu behandeln, da sie nicht die Ursachen
einer Depression behandeln, sondern nur ungezielt auf die Symptomatik einwirken. In der Tat
können Psychopharmaka wie zum Beispiel Serotoninwiederaufnahmehemmer den depressiven
Zustand verschlimmern. Auf lange Sicht fördert die Neuroinflammation zelluläres Sterben im
Gehirn und sorgt für neurodegenerative Erkrankungen.
Viele Dinge können ursächlich für eine Neuroinflammtion sein. Wie bereits oben erwähnt, kann
sich eine Darmentzündung ebenfalls auf das Gehirn auswirken. Die Grundlage hierfür ist eine
fehlerhafte Ernährung oder eine Dysregulation des Mikrobiotas im Darm. In diesem Fall reagieren
die Betroffenen häufig negativ auf bestimmte Nahrungsmittel wie Milchprodukte oder Gluten. In
diesem Fall fühlen sich die Betroffenen häufig nach dem Essen müde und schlapp. Sofern nicht
Unmengen an Kalorien verzehrt werden, sollte man sich nach einer Mahlzeit grundsätzlich niemals
müde fühlen. Je häufiger man müde nach einer Mahlzeit wird, desto eher ist es ein Anzeichen für
eine Dysglykämie und kann daher von einer Neuroinflammation begleitet sein.
Ein instabiler Blutzuckerspiegel kann ursächlich für eine chronische Gehirnentzündung sein. Daher
gilt es den Blutzuckerspiegel im Kontext des Insulinwerts zu prüfen, da der Blutzuckerspiegel
alleine nur eine geringe Aussagekraft in Bezug auf die Neuroinflammation besitzt. Andere
Ursachen sind in einer schlechten CO2-Toleranz zu finden. Eine schlechte CO2-Toleranz ist ein
Anzeichen für eine mangelnde Sauerstoffversorgung des Gehirns, was wiederum die
Nährstoffversorgung einschränkt. Nährstoffe gelangen dadurch nicht in die neuronalen Areale wo
sie benötigt werden und sorgen somit für eine Unterversorgung, was eine mögliche Energiekrise
weiter verstärken kann. Eine geringe antioxidative Kapazität kann ebenso die Wahrscheinlichkeit
einer Neuroinflammtion verstärken. In diesem Fall kann mit diversen Polyphenolen wie Resveratrol
entgegengewirkt werden. In der Praxis wirkt vor allem Glutathion neuroprotektiv, da es für das
Gehirn das wichtigste Antioxidans ist. Glutathion kann in reduzierter Form oral eingenommen
werden. Obwohl frühere Studien aufzeigen, dass die orale Bioverfügbarkeit schlecht ist, deuten
neuere Untersuchungen darauf hin, dass die Bioverfügbarkeit bei regelmäßiger Einnahme steigt.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, wählt eine liposomale Form des Glutathion oder nimmt
das Glutathion in intravenöser Form beim Arzt oder Heilpraktiker ein.
Eines der größten Risiken in der Behandlung einer Neuroinflammation ist die Bluthirnschranke.
Die Bluthirnschranke schützt unser Gehirn vor Schadstoffen, Pathogenen und Toxinen aus dem
Blutkreislauf. Diese kann durch verschiedene Faktoren in ihrer Funktion beeinträchtigt werden und
zu verstärkten Entzündungsprozessen führen. Im Prinzip handelt es sich hierbei um einen
Teufelskreis, da Entzündungen die Integrität der Bluthirnschranke stören und auf diese Weise zu
weiteren Entzündungsprozessen führen können. Eine gestörte Bluthirnschranke führt wiederum zu
einer Aktivierung der bereits erwähnten Mikroglia. Faktoren wie Stress, Alkohol, erhöhte
Blutzuckerspiegel und eine schlechte Ernährung können zu einem Abbau der Bluthirnschranke
führen.
Zur Bewältigung der Neuroinflammation gilt es primär den Blutzuckerspiegel zu überprüfen und
gegebenenfalls zu stabilisieren. Dabei ist die Betrachtung des HOMA-Index nützlich. Der HOMAIndex
ist eine Methode eine Insulinresistenz zu diagnostizieren oder zu prüfen wie weit man von
einer Inuslinresistenz entfernt ist. Dabei wird morgens das Nüchterninsulin und die
Nüchternglucose bestimmt und einander zugeordnet. Je nach Wert lässt sich das Risiko einer
Neuroinflammtion bestimmen. Dies ist aber nur ein indirekter Wert, da es keinen einzelnen
Biomarker gibt, der direkt auf eine Neuroinflammtion hindeuten würde. Ein weiterer Wert, der
hinreichend sein kann, ist ein erhöhter Homocystein-Wert. Homocystein ist ein demytheliertes
Zwischenprodukt im Methylierungszyklus. Erhöhte Blutspiegel von Homocystein sind ein
Anzeichen für einen Mangel an Folat oder B-Vitaminen und können auf eine gestörte oxidative
Kapazität hinweisen.
Neuroinflammationen in den Griff zu bekommen hängt in der Tat stark von den jeweiligen
Symptomen und den betroffenen Gehirnarealen ab. Häufig ist neben der oben erwähnten
Stabilisierung des Blutzuckerspiegels die richtige Ernährung und ein gesunder Lifestyle sinnvoll.
Dabei stellt dies immer nur die Grundlage einer möglichen Therapie dar. Der erste Schritt zur
Bekämpfung einer Neuroinflammation beginnt daher immer im Darm. Potentielle Allergene sollten
reduziert werden und es sollte auf ein ausgewogenes Mikrobiota Wert gelegt werden. Häufig sind
in diesem Zuge Kohlenhydrate zu reduzieren. Eine Ausrichtung auf eine Paleo-Diät oder einer
ketogenen Ernährungsweise kann hier häufig die sinnvolle Maßnahme sein. Ein pflanzenbasierte
Ernährung wird hierbei nur in Ausnahmefällen empfohlen. Veganer und Vegetarier können von
ihrer Ernährung vor allem dann profitieren, wenn sie empfindlich auf hohe Mengen der
Aminosäure Methionin reagieren. Dies ist auch der Grund, wieso bei manchen Menschen
ketogene Diäten schlecht anschlagen und zu einer Verschlechterung der Symptome führen
können. Obwohl meist eine ketogene Ernährung für die neuronale Gesundheit sinnvoll ist, kann
bei einer Intoleranz gegenüber Methionin eine fettbetonte Ernährung problematisch sein. Dies ist
auch der Grund, wieso eine vegane Ernährungsweise bei manchen Personen gut funktioniert. Es
wird auf potentiell problematische Lebensmittel verzichtet, was zur einer Beschwerdelinderung
oder Verbesserung der Gesundheit führt.
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